Auslauf für Bartagamen

Viele Bartagamenhalter möchten ihren Tieren etwas Gutes tun und ihnen Auslauf in der Wohnung bieten. Dieser Freilauf hat aber neben den möglichen Verletzungsgefahren noch weitere, gravierende Nachteile.

1. Temperaturunterschiede

Bartagamen sind wechselwarm. Sie passen ihre Körpertemperatur immer der Umgebungstemperatur an, weil sie selbst nicht in der Lage sind, diese selbst aufrechtzuerhalten. Wenn Bartagamen aus ihrem Terrarium, in dem über 30°C herrschen, in die 20°C kühle Wohnung gehen, fährt jedes Mal ruckartig der Stoffwechsel ein Stück weit runter.

In Wohnräumen bilden sich außerdem viele kleinere Kältebereiche mit nur 15°C oder weniger. Wer im Meer schwimmt, kennt es, dass er dabei kleine Bereiche mit hohen Temperaturunterschieden durchquert. Diese Schwankungen entstehen im Meer durch die Wasserbewegung. In Wohnräumen gibt es sie genauso, verursacht durch Luftbewegung.

Das ist auch der Grund, warum Bartagamen scheinbar die Nähe zu Menschen und anderen Tieren, z.B. Katzen suchen. Sie spüren ihre Wärme und suchen instinktiv ihre Nähe. Mit Wohlgefallen und Freundschaft hat dies dagegen überhaupt nichts zu tun.

2. Zugluft

Zugluft entsteht nicht nur durch geöffnete Fenster. Sie kriecht durch jede Ritze, unter jeder Tür hindurch und sorgt gerade in Bodennähe für ungesunde Luftströmungen. Zugluft ist für Bartagamen ein ganz großes Problem und Hauptursache für Atemwegserkrankungen. Erkrankungen der Atemwege sind für Bartagamen besonders gefährlich, weil anfängliche Symptome wie Husten und Niesen selten deutlich gezeigt werden und aufgrund des fehlenden Zwerchfells kein Schleim abgehustet werden kann. Viele Halter bemerken deshalb erst, dass ihr Tier krank ist, wenn es eine erschwerte Atmung zeigt oder es nicht mehr fressen kann, was oft schon auf eine schwere Lungenentzündung hinweist.

3. Gifte / schädliche Substanzen

Bartagamen haben außerhalb des Terrariums häufig Kontakt mit Giften wie Rückstände von Reinigungsmitteln u.ä. Diese belasten Niere, Leber und schwächen das Immunsystem. Das liegt nicht nur daran, dass diese Stoffe über Leber und Niere abgebaut werden müssen oder in diesen gespeichert werden, sondern auch daran, dass enthaltene Chemikalien in Körpervorgänge eingreifen können. Gelangen sie über die Schleimhäute oder das Maul in den Organismus, kann es passieren, dass sich bestimmte Moleküle verbotenerweise an körpereigene Moleküle binden und sie so an ihrer ursprünglichen Funktion hindern oder sie gar ganz zerstören.

4. Fehlendes UV

In der ganzen Wohnung gibt es kein UV-Licht, weil auch Fenster dieses filtern. Das UV-Sehen, was wir Menschen nicht haben, spielt bei Bartagamen aber eine ganz wichtige Rolle. Die Welt außerhalb des Terrariums ist für Bartagamen dunkel und unnatürlich gefärbt.

5. Verbreitung von Krankheitserregern

Bartagamen können eine Vielzahl von Parasiten und anderen Krankheitserregern in sich tragen. Auch gesunde Tiere sind niemals ganz frei davon und scheiden sie aus, ohne selbst offensichtlich daran zu erkranken.

Für Menschen zur Gefahr können vor allem die Salmonellen werden, die auch bei bester, hygienischer Haltung auftreten. Salmonellose ist die häufigste Infektionskrankheit in Deutschland und die Zahl der Erkrankten steigt parallel mit der zunehmenden Verbreitung der Terraristik. Vor allem für immunschwache, ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder ist die Salmonellose gefährlich. Das gründlichste Händewaschen nach dem Hantieren im Terrarium bringt wenig, wenn die Bartagamen durch die Wohnung spazieren und so die Bakterien verteilen.

Bartagamen: Biologie, Pflege, Zucht, Erkrankungen, Zuchtformen
  • Gunther Köhler, Karsten Grießhammer, Norbert Schuster
  • Herausgeber: HERPETON

Warum wollen einige Bartagamen scheinbar raus aus dem Terrarium?

Bartagamen, die an der Scheibe hin und her laufen, machen dies aus verschiedenen Gründen. Ab Frühjahr beginnt in der Natur die Paarungszeit. Dieser Instinkt steckt auch noch in den gezüchteten Bartagamen und sie werden zu dieser Zeit besonders unruhig.

Außenreize wie umherlaufende Menschen und Tiere können Bartagamen beunruhigen und so ebenfalls dazu führen, dass an der Scheibe gekratzt wird. Das gleiche kann passieren, wenn die Tiere ihr eigenes Spiegelbild im Terrarienglas wahrnehmen.

Ein weiterer möglicher Grund sind falsche Haltungsbedingungen. Falschen Temperaturen oder UV-Werte wird versucht auszuweichen. Genauso animieren drangsalierende Artgenossen zur Flucht und dem Wunsch, das Terrarium zu verlassen.

Auslauf in der Wohnung ist keine artgerechte Haltung

Freilauf in der Wohnung hat nichts mit artgerechter Haltung zu tun.
Wer seinem Tier etwas Gutes tun möchte, vergrößert das Terrarium. Wer Garten oder Südbalkon hat, kann auch über ein Freigehege nachdenken, das zumindest an heißen Sommertagen bezogen werden kann.

0 comments… add one

Leave a Comment